Es ging um alles!

Veröffentlicht am 10.05.2013 in Presse

SPD-Kreisvorsitzender Dr. Bernd Vilsmeier (9.v.re.) erinnerte bei der KZ-Gedenkstätte Ganacker-Erlau an den Mut und die Tapferkeit der 16 SPD-Landtagsabgeordneten, die sich am 29. April 1933 allein gegen die Nazis stellten.

SPD Dingolfing-Landau erinnert an Widerstand gegen die Nazis in Bayern

Dingolfing-Landau.
In diesem Jahr 2013 können und müssen wir an viele historische und politische Ereignisse der deutschen Geschichte erinnern. Es jährte sich zum 80. Mal und zwar am 29. April der Tag an dem der Bayerische Landtag 1933 mit großer Mehrheit dem so genannten Ermächtigungsgesetz zugestimmt hat - außer den Sozialdemokraten. Einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum katastrophalen Untergang unseres Vaterlandes 1945. Daran erinnerte der SPD-Kreisverband bei einer Gedenkfeier an der Gedenkstätte der Opfer des KZ-Außenlagers Ganacker-Erlau bei Wallersdorf.

Dazu begrüßte der SPD-Kreisvorsitzende Dr. Bernd Vilsmeier die Kreisräte Sepp Koch, Georg Wintersperger und Nik Söltl, den Juso-Bezirksvorsitzenden Florian Huber, des Weiteren die SPD-Politiker Alfred Zehentmeier und Gerhard König aus Wallersdorf, Rudi Werner aus Landau und Xaver Retzer aus Mamming und die SPD-Landtagskanditatin Marion Winter aus dem Rottal.

In seiner Ansprache erklärte Dr. Vilsmeier, dass demokratische Gesellschaften immer auch Erinnerungsgemeinschaften sind. Wir brauchen den Bezug zu unserer Vergangenheit und die Erinnerung an unsere Geschichte, um unsere Gegenwart zu verstehen und die Zukunft in humaner Weise zu gestalten. 2013 ist auch ein Jahr wichtiger politischer Entscheidungen mit Landtagswahlen in Bayern und Bundestagswahlen in Deutschland. Bei Wahlen geht es immer auch um politische Deutungsmacht, um die Frage wer und was dem Land gut tut und wer Vertrauen verdient. Wir Sozialdemokraten fügen all den aktuellen Themen immer auch eine geschichtliche Dimension hinzu: Wir sind die älteste und traditionsreichste Partei Bayerns und Deutschlands, die mehr für unser Land getan hat als jede andere Partei. Dieser Anspruch hat sich am 29. April 1933 noch mehr bewahrheitet, als an allen anderen Tagen. Wann hätte man als Abgeordneter jemals mehr für Bayern tun können als an jenem Tag, so Vilsmeier.

Denn an jenem Tag ging es um die vollständige Machtergreifung Hitlers, der nur noch eine pseudodemokratische Scheinlegitimation gegeben werden sollte. Es ging um den Untergang der Länder, des Föderalismus und das Ende des Freistaates Bayern. Mit einem Wort: Es ging um alles!

In dieser historischen Stunde traten 100 Abgeordnete zusammen, um über das „Gesetz zur Behebung der Not des bayerischen Volkes und Staates“ – wie es zynisch genannt wurde – zu befinden. Aber es waren lediglich die 16 anwesenden SPD-Abgeordneten, die die Tapferkeit und die Standfestigkeit aufbrachten, gegen das Ermächtigungsgesetz zu stimmen. Der Vorsitzende der Fraktion, Albert Roßhaupter, übernahm die Aufgabe, die Ablehnung in einer mutigen Rede zu begründen.

Für den bayerischen Parlamentarismus ist der 29.04.1933 im Endeffekt ein Tag der Schande. Wir bayerischen Sozialdemokraten erinnern mit großem Stolz und mit Bewunderung an diese unsere Vorgänger. Allein sie standen trotz des bereits allgegenwärtigen Nazi-Terrors zu ihrer demokratischen und freiheitlichen Überzeugung und stimmten mit ihrem „Nein“ gegen die sich ausbreitende Diktatur. Wir können uns sind Stolz darauf, der einzigen politischen Bewegung anzugehören, die in ihrer 150-jährigen Geschichte in Deutschland die Ideale von Freiheit und Demokratie nie verraten hat und daher nie den Namen wechseln musste. Wertorientierung, der Glaube an Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden und der Mut zu diesen Werten auch dann noch zu stehen, wenn Freiheit und Leben bedroht sind, das zeichnet sozialdemokratische Parteigeschichte aus, erklärte Vilsmeier, das gibt uns Kraft und Zuversicht für die Zukunft.

Nach dem Gedenken an den letzten parlamentarischen Widerstand zeichneten Nik Söltl und Alfred Zehentmeier die Geschichte des KZ-Lagers Ganacker-Erlau nach. Es war ein Außenlager des KZ Flossenbürg. Im Außenlager Ganacker sollten die Häftlinge hauptsächlich den Fliegerhorst Landau-Ganacker ausbauen und instand halten, dazu wurde es Ende 1944, Anfang 1945 eingerichtet. Es war zunächst auf dem Gelände des Flugplatzes Landau-Ganacker untergebracht. Dort war ein Jagdgeschwader für den Einsatz der Me 262 stationiert. Nach heftigen Luftangriffen wurde das KZ-Außenlager in die Erlau, nahe Wallersdorf verlegt, erläuterte Söltl.

Es gab etwa 400 männliche Häftlinge, zumeist Juden aus ganz Europa. Sie vegetierten unter erbärmlichen Bedingungen in feuchten Erdlöchern, den „Finnen“, bei Regen und Schnee. Es war von den Lebensbedingungen her eines der allerhärtesten und berüchtigtsten Lager. Kurz bevor die Amerikaner Ende April 1945 in Landau ankamen, wurde das Lager geräumt. Vom 2. März 1945 bis zum 23. April 1945 sind 138 Häftlinge im KZ-Außenlager umgekommen. Sie wurden gleich hinter dem Lager und einem nahen Waldstück westlich davon notdürftig verscharrt. Ein Teil der Häftlinge wurde dann bei dem nahe gelegenen Kirchlein St. Sebastian begraben und 1957 auf den KZ-Ehrenfriedhof Flossenbürg umgebettet.

 

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